„Wer an der Jugend spart, wird in der Zukunft verarmen.“ (Adolf Haslinger)

Schulsozialarbeit steht im Fokus der Öffentlichkeit. Oft werden an die an Schulen tätigen Sozialpädagogen hohe Erwartungen gestellt, die oft schon an Heilserwartungen grenzen. Gleichzeitig ist relativ wenig über den realen Aufgabenbereich dieses Berufs bekannt. Das Interview mit Sebastian Heck, soll in pointierter Form einige Schlaglichter auf die Herausforderungen,  Möglichkeiten und das Selbstverständnis eines Schulsozialarbeiters an einer Werkrealschule werfen.

 

Der Schulsozialarbeiter Sebastian Heck spricht über die Herausforderungen in seinem Beruf

Von Walter Korinek

OLYMPUS DIGITAL CAMERAMit welchen Gefühlen gehen Sie ins neue Schuljahr?

Man weiß nie, was auf einen zukommt. Beispielsweise plant man mit den Lehrern, was man mit den einzelnen Klassen und Projekten vorhat. Plötzlich muss man aber stattdessen in einer akuten Krise helfen. Das wirft oft alle Planungen durcheinander.

Haben Sie sich trotz aller Unsicherheiten für das neue Schuljahr konkrete Ziele gesetzt, die Sie als Schulsozialarbeiter erreichen wollen?

Mein oberstes Ziel ist es immer, dass ich mit Aktionen möglichst viele Schüler erreiche. Ich meine, dass alle Schüler Schulsozialarbeit verdient haben.

OK, wie arbeiten Sie in der Praxis Schulsozialarbeiter?
Mir ist es wichtig, für alle Schüler als Ansprechperson da zu sein. Dazu mache ich für die Jugendlichen thematische Angebote. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darin, für die Schüler Orte zu schaffen, an denen sie sich wohl fühlen

An welcher Schule arbeiten Sie?

Ich arbeite an der Auwiesenschule Neckartenzlingen, einer Grund- und Werkrealschule in Baden-Württemberg.

Nutzen die Kinder und Jugendlichen das Angebot, einen Ansprechpartner zu haben, oder gibt es Berührungsängste?

Am Anfang meiner Tätigkeit sah ich oftmals  die Bedürftigkeit, aber das Vertrauensverhältnis war noch nicht da. Jetzt fragen viele Schüler, ob ich Zeit hätte, ein Problem zu besprechen oder sie holen sich einen Rat.

Was war Ihr schönstes Erlebnis im letzten Jahr?

Wenn Schüler in das Schülercafe kommen und von sich erzählen. Das ist ein riesiger Vertrauensbeweis.

Und was machte Sie traurig, unzufrieden?

Wenn man spürt, ein Jugendlicher hat eine ganz große Not und man kann nicht helfen.

Mit welchen Problemen haben Sie im Schulalltag am meisten zu tun?

Ein Problemfeld sind die Ressourcen. Ein weiteres Problemfeld die unterschiedlichen  Ansprüche, Sichtweisen und Zielsetzungen von Lehrern und Sozialpädagogen.

Können Sie das noch ein wenig deutlicher machen?

Ich kann gut nachvollziehen, dass für Lehrer die Situation zunächst einmal schwierig ist. Schulsozialarbeit ist vor allem Beziehungsarbeit. Auch für die Beziehung zu den Lehrkräften gilt: Kennen lernen, Beziehungen knüpfen und Vertrauen schaffen.

Wie ist das mit den Eltern?

Unterschiedlich. Ehrlich gesagt, habe ich damit gerechnet, dass mehr Eltern auf mich zukommen.

Nun eine Frage zu ihrem professionellen Umgang mit Problemen. Wie behält ein Schulsozialarbeiter die kritische Distanz zu den persönlichen Problemen, mit denen er konfrontiert wird?

In der konkreten Situation muss ich darauf achten, die Gefühle meines Gegenübers nicht als meine eigenen zu übernehmen.

Wann geben Sie auf?

Ich kann nur Hilfe anbieten. Wenn jemand keine Hilfe oder Unterstützung will, dann kann ich nichts tun, als weitere Angebote zu machen.

Eine persönliche Frage: Sind Sie mit Ihrer Bezahlung zufrieden?
Wenn ich hätte reich werden wollen, hätte ich etwas anderes studiert.

Warum arbeiten Sie trotzdem in diesem Job?

Weil Geld nicht alles ist. Ich möchte in meiner Arbeit etwas Sinnvolles machen.

Gibt es noch etwas, was Ihnen sehr wichtig wäre?

Schulsozialarbeit darf nicht nur als Feuerwehr eingesetzt werden. Jeder Jugendliche hat Angebote für seine Persönlichkeitsentwicklung verdient – und das kostet natürlich Geld.

 

(Das Interview wurde am 26.9.2014 in der Auwiesenschule Neckarztenzlingen geführt)